Kabelmanagement für den Spiele-PC: Grundlagen-Tipps

Kabelmanagement erklärt: Zahlreiche Bauteile eines typischen Gaming-PCs werden durch Kabel miteinander verbunden, zusammen nehmen diese oft mehr Platz ein, als jede andere PC-Komponente. Um so mehr spricht für eine sorgfältige Verlegung der Leitungen. Wie geben Anregungen, wie man dies erreichen kann.

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Special Torsten Vogel
Farblich abgestimmte, sauber verlegte Kabel gelten als die eleganteste Lösung, wenn "kabellos" nicht zur Wahl steht. Profis beherzigen das natürlich auch in versteckten Gehäusebereichen.
Quelle: extreme.pcgameshardware.de

Optische Laufwerke in Spiele PCs, inbesondere mehrere in einem, werden immer seltener - M.2-SSDs gewinnen dagegen an Verbreitung. Mit Ausnahme dieses einen Schrittes hin zu einem Steckkartenformat haben sich in den letzten 15 Jahren aber wenig Kabel-Verbindungen aus PCs verabschiedet, im Gegenteil. Front-Panels sind heute Standard und ihr Funktionsumfang wächst eher noch, der Stromverbrauch von Grafikkarten und damit deren Bedarf an elektrischen Versorgungsleitungen sowieso. Letztere machen dann auch den Großteil der Adern in einem modernen Spiele-Rechner aus: 24 Drähte führen zum ATX-Stecker auf dem Mainboard, noch einmal 8 zur Stromversorgung der CPU. Leistungsfähige Grafikkarten mit Custom-PCB genehmigen sich schon einmal 16 und mehr Leitungen, Laufwerke in der Regel deren fünf und diese beginnen alle am Netzteil, welches Gehäusehersteller gefühlt immer weit weg von den Anschlüssen der Verbraucher zu platzieren scheinen. Wo und wie sollte diese Menge an Drähten verlaufen?

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Grundlagen des Kabelmanagements im Video

Grundlagen Kabelmanagement: Die Gründe dafür

Big Mess of Wires von Steve Chamberlin ist, entgegen des Namens, ein Positivbeispiel für Kabelmanagement. Dank eines systematischen Aufbaus realisiert das Bastelprojekt die komplette Verschaltung einer einfachen CPU mit 1.250 Drähten, ohne dass es zu einer Katastrophe kommt. Quelle: stevechamberlin.com Big Mess of Wires von Steve Chamberlin ist, entgegen des Namens, ein Positivbeispiel für Kabelmanagement. Dank eines systematischen Aufbaus realisiert das Bastelprojekt die komplette Verschaltung einer einfachen CPU mit 1.250 Drähten, ohne dass es zu einer Katastrophe kommt. Die einfachste Lösung ist natürlich "wie es sich ergibt". Diese meist chaotische Variante hat aber gleich mehrere Nachteile. Am offensichtlichsten ist natürlich die sehr fragwürdige Optik. Viele lose Kabel können aber auch zu echten Problemen führen, wenn sie beispielsweise in einen Lüfter geraten und diesen blockieren. Auch erschwert ein Drahtgeflecht den Zugang zu Komponenten, falls diese im Rahmen einer Aufrüstung oder zur Fehlerdiagnose ausgebaut werden müssen und es kommt auch vor, dass verhedderte Kabel bei Bastelarbeiten versehentlich mit abgezogen werden oder dass ein bestimmter Stecker nicht bis zum gewünschten Endpunkt reicht, weil das Kabel um mehrere andere geschlungen ist. Eine untergeordnete Rolle spielt dagegen heutzutage der Luftstrom im Gehäuse. Während frühere Flachbandkabel kleine 80 mm Gehäuselüfter fast komplett verdecken konnten, sind die meisten heutigen Kabel schmal genug, damit weiterhin genügend Luft um sie herum strömen kann.

Grundlagen Kabelmanagement: Prinzipien einer praktischen Kabelverlegung

Ähnlich divers wie die Anlässe für Kabelmanagement sind auch die Schwerpunkte bei der Umsetzung. Wer Wert auf einfache Wartung und leichte Umbauarbeiten legt, sollte vor allem darauf achten, dass Kabel leicht zugänglich sind und sich nicht untereinander verheddern können. Zu diesem Zweck verlegt man die Kabel möglichst entlang bestehender Strukturen, beispielsweise dem Gehäuserand, der rechten Mainboardkante oder den Laufwerksschächten. Wer keine Kabel in der Mitte des Gehäuses verlegen möchte, sollte hierbei dessen zweite Seite nicht vergessen. Kabel können auch entlang der dem Mainboard gegenüberliegenden Seite platziert werden, auch wenn dies bei geöffneten Gehäuse zunächst ungewohnt aussieht. Wichtig ist bei einer praktischen Kabelverlegung in jedem Fall, dass alle Kabel zugänglich und sichtbar bleiben so dass Änderungen an der Verkabelung einfach und zielsicher durchgeführt werden können.

Frei zugängliche Kabel sind praktisch, aber selten hübsch. Das heißt aber nicht, dass man auf Ordnung verzichten muss. Quelle: PC Games Hardware Frei zugängliche Kabel sind praktisch, aber selten hübsch. Das heißt aber nicht, dass man auf Ordnung verzichten muss. Wer seine späteren Arbeiten am Rechner auf Teilbereiche des PCs eingrenzen kann, sollte diese auch bei der Verlegung der Kabel berücksichtigen: Front-Panel, optische Laufwerke und Lüftersteuerungen werden in der Regel auch von ambitionierten Hobby-Bastlern nur selten ausgetauscht. Ihre Kabel können also in einem eigenen Strang zuunterst oder gar hinter jeder anderen Hardware verlegt werden. Wer dagegen zum Beispiel häufiger Grafikkarten untereinander vergleicht, sollte die PCI-Express-Stomkabel getrennt und keinesfalls unter anderen Kabelschichten verlegen. Wo es unvermeidbar ist, einen Teil der Kabel so zu verlegen, dass sie den Zugang zu Hardware blockieren, sollten es bevorzugt zum jeweiligen Bauteil gehörende Kabel sein. Wenn beispielsweise die Anschlussleitungen des Front Panels Mainboard-Schrauben verdecken, stört dies weniger, als wenn sich eine Verbindung zwischen Lüftern und Lüftersteuerung an gleicher Stelle breit macht. Schließlich wird man das Mainboard ohnehin nie ausbauen wollen, ohne das Front Panel abzustecken.

Grundlagen Kabelmanagement: Prinzipien einer hübschen Kabelverlegung

Farbkodierte Netzteiladern und parallele Laufwerksschnittstellen: Trotz gerundeten Kabeln und Kabelwicklern führte Kabelmanagement früher nicht immer zu Ergebnissen, bei denen Fenster im Gehäuse wünschenswert war. Quelle: PC Games Hardware Farbkodierte Netzteiladern und parallele Laufwerksschnittstellen: Trotz gerundeten Kabeln und Kabelwicklern führte Kabelmanagement früher nicht immer zu Ergebnissen, bei denen Fenster im Gehäuse wünschenswert war. In vielen Punkten das genaue Gegenteil der praktischen Kabelverlegung ist das bei Casemoddern übliche Optik-orientierte Kabelmanagement. Bei Systemen, die ihre Komponenten mittels Fenster hübsch in Szene setzen wollen, stören Kabel in aller Regel. Nur selten lassen sie sich thematisch in das Design einbinden. Ziel ist es also, so viel Kabel wie möglich zu verstecken. Möglichkeit hierzu gibt es meist hinter dem Mainboardträger; mittlerweile lassen viele Gehäusehersteller etwas mehr Platz zur Seitenwand und integrieren spezielle Kabeldurchführungen. Auch hinter den Laufwerksschächten und entlang von Gehäusevorder- und Rückseite gibt es meist Bereiche, die durch das Fenster nicht eingesehen werden können. Ambitionierte Casemodder gehen sogar so weit, dass sie Teile des Gehäuseinneren, meist den unteren Bereich, mit passend zugeschnittenen Querwänden abtrennen. Beleuchtete, durchscheinende Materialien bieten hier auch künstlerisch interessante Möglichkeiten.

Wo sichtbare Kabel unvermeidbar sind, sollten die einzelnen Adern wiederum entlang bestehender Strukturen sowie möglichst regelmäßig und parallel verlegt werden, um einen ordentlichen Eindruck zu hinterlassen. Mittels farbiger Umhüllungen (Sleeves) lässt sich zudem die Optik ganzer Kabel oder einzelner Adern aneinander und an das Farbkonzept des Mods anpassen. Die zeitaufwendige Modifikation der Kabel lässt sich mit speziellem, aber nicht teurem Werkzeug selbst bewerkstelligen; alternativ gibt es auch fertig gesleevte Kabel zu kaufen. Im Falle von Netzteilkabeln werden die Originalkabel hierbei meist komplett versteckt (was für ausuferndes Kabelchaos im Verborgenen sorgen kann) und über gesleevte Verländerungen mit der Hardware verbunden. Nur für einige Netzteile gibt es komplett gesleevte Kabelsätze zum Nachrüsten.

Grundlagen Kabelmanagement: Modulare Netzteile

Aber auch ohne gesleevtes Zubehör sind modulare Netzteile erste Wahl für ein System mit ordentlichem Kabelmanagement. Die einfache Logik: Wenn man Kabel vom Netzteil abnehmen kann, muss man nur diejenigen verlegen, die wirklich gebraucht werden. Das ist für funktional orientierte Systeme sogar noch wichtiger, als für Casemods mit Schwerpunkt auf Optik, denn bei modularen Netzteilen kann auch leicht ein zusätzliches Kabel ergänzt werden, wenn dies benötigt wird. Ungenutzte Kabel von nichtmodularen Geräten werden dagegen gerne kompakt untergebracht. So lässt sich ein einzelner Strang später nur noch schwer herauslösen, ohne dass das gesamte Kabelmanagement aufzulösen.

Übrigens ist Modularität auch an Kabelsträngen nützlich, die zwangsweise benötigt werden. Gerade der dicke 24-Pol-ATX-Kabelstrang lässt sich oft leichter verlegen, wenn man ihn beiseitig von der restlichen Hardware trennen kann. In engen Gehäusen erleichtert dies auch den Einbau des Netzteils selbst deutlich und bei Gehäusen mit Mainboardschlitten kann dieser mitsamt daran befestigten Kabeln herausgenommen werden, wenn diese über eine Steckverbindung in Netzteilnähe verfügen.

Grundlagen Kabelmanagement: Kabelbinden

Kabelmanagement ist keine neue Erfindung. Schon der Bordrechner von Gemini II hatte sauber verlegte Kabelstränge. Quelle: PC Games Hardware Kabelmanagement ist keine neue Erfindung. Schon der Bordrechner von Gemini II hatte sauber verlegte Kabelstränge. Die vierte Grundlage von Kabelmanagement neben den angesprochenen, vorbereiteten Gehäusen, Kabel-Sleeves und modularen Netzteilen ist die Fixierung der Kabel. Neben normalen Kabelbindern, wie es sie in jedem Baumarkt gibt, seien an dieser Stelle Klettbänder und Kabelspiralen erwähnt. Klett-Kabelbinder werden wie ihre normalen Plastik-Verwandten eingesetzt, lassen sich im Gegensatz zu diesen aber auch wieder lösen. Sehr praktisch für Bastler, die immer wieder Teile der Verkabelung ändern. Kabelspiralen (auch Spiralschlauch oder Kabelwickler genannt) dagegen stelle eine Umhüllungsform für Kabel dar, die sich im Gegensatz zu Sleeve auch ohne Entfernung der Stecker anbringen lässt. Damit eignen sie sich gut, um dauerhaft nebeneinander liegende Kabel zu einem stabilen Strang zusammenzufassen.

Wo exakt die Kabel am Ende verlaufen sollten, ist aber immer vom Gehäuse, der verbauten Hardware und den persönlichen Ansprüchen abhängig. Betrachten Sie diesen Artikel also bitte als Hilfestellung und Anregung für eigene Experimente - im Gegensatz zu einigen anderen Hardwarethemen kann beim Kabelmanagement kaum etwas falsch machen, es gibt aber quasi immer Optimierungspotential.

Bildergalerie

      • Von Gast1698527403
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        sowas schafft man durch einzelne kabelverlängerungen die man dann mit genügender länge verlegen kann wie man möchte
      • Von DividedStates Freizeitschrauber(in)
        [Ins Forum, um diesen Inhalt zu sehen]

        Mal eine Frage: Was sind wirklich gute Netzteile für ein wirklich anständiges Kabelmanagement.

        Ich habe ein BeQuiet und ich habe ein BluRay Laufwerk. Und ich muss feststellen, dass trotzdem immer in ziemliche Probleme komme, die Kabel zu verlegen, weil beim BeQuiet zum Beispiel mehrer Molex und Sata anschlüsse enlang eines Kabels angereiht sind. Wenn ich also nicht letztlich doch jedes Kabel verwenden will, muss ich die Anschlüsse irgendwie so positionieren, drehen, winden, zerren, reißen, biegen, dass ich mehrere dieser Anschlüsse verwenden kann. Zudem ist es immer einer dieser eigentlich ungenutzten Molex anschlüsse, das nicht mehr mit durch die Rückwand passt oder das Kabel an der denkbar schlechtesten Stelle versteift.

        Ein so sauberes Kabelmanagement wie in Bild 1 von 7 der Galerie habe ich nie hinbekommen. Wie schaff ich das?
      • Von CandyOrange Komplett-PC-Käufer(in)
        [Ins Forum, um diesen Inhalt zu sehen]

        Ich setze hier komplett auf die Chaos Theorie !
        bei zusammenbau alle Anschlüsse richtig und passt schon !
      • Von Kaick Kabelverknoter(in)
        [Ins Forum, um diesen Inhalt zu sehen]

        Als ich ca. vor einem Jahr meinen ersten und jetzigen PC selbst zusammen gestellt + gebaut hab, hab ich zugegebenerweise nicht wirklich auf die Kabel geachtet - da ging's mir dann mehr darum, dass der Rechner am Ende läuft und ich meinen ersten build i-wie überstehe - hatte da quasi eine Panik, als ich all die Kabel am Anfang gesehen hatte

        Die Zeit verging und jedes Mal als ich durch das Gehäuse-Fenster schauen musste, lief es mir den Rücken runter ... mit jedem Mal immer mehr. Es sah einfach nicht gut aus. Hab den CM Storm Trooper mit dem Window-Kit hier stehen, zur Info. Ich entschloss mich, all dem Salat ein Ende zu bereiten, sollte ich mal etwas aufrüsten wollen etc. Vor einiger Zeit war's dann auch soweit, als ich meine damalige GPU mit der jetzigen 980 Ti getauscht hab. Ich dachte mir dann aber wenn schon, dann richtig Hab mir dann einen Satz Kabel von "Cablemod" geholt in rot / schwarz - passend zum Gehäuse und der hardware innen und hab jedes einzelne Kabel ausgetauscht und neu verlegt. Neues PSU kam auch noch hinein.

        Hat eine Weile gedauert, aber das Ergebnis kann sich mMn durchaus sehen lassen. Zudem hat es auch noch echt Spaß gemacht Bei Bedarf kann ich ja mal ein Bild nachreichen

        PS : Schöner Artikel und tolles Thema.

        Kaick
      • Von country Freizeitschrauber(in)
        [Ins Forum, um diesen Inhalt zu sehen]

        Da mein Gehäuse ein Big Tower ist und das Netzteil nicht dafür ausgelegt ist, hängen die Kabel quer durch das ganze Gehäuse damit die wege kürzer sind vom NT zum Verbraucher.
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