AMD Freesync-Tuning: Bildwiederholfrequenz absenken oder erhöhen - Auf eigene Gefahr

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Tipp Tom Loske
Asus MG279Q
Quelle: Asus

Sowohl AMD als auch Nvidia bieten interessante Techniken an, die eine dynamische Bildwiederholfrequenz des Monitors erlauben. Eine große Schwäche von vielen Modellen mit AMDs Freesync-Lösung liegt dabei in der vergleichsweise hohen minimalen Refreshrate, die möglich ist. Einige findige Anwender haben jedoch Wege gefunden, um dieses Problem abzumildern, PC Games Hardware zeigt wie.

Bildschirme mit variabler Bildwiederholfrequenz liegen im Trend. Kein Wunder, steigern diese das Spielerlebnis doch erheblich. Zum einen verhindern sie störendes Tearing, zum anderen wirkt das Bild auch bei niedrigen Fps-Raten wesentlich ruhiger und flüssiger als auf einem herkömmlichen Monitor. Nvidias G-Sync-Ansatz funktioniert dabei mit der hauseigenen Scaler-Elektronik über eine sehr große Frequenzbandbreite, meistens von 30 bis 144 Hertz. Etwas anders sieht das bei Geräten mit AMDs Freesync aus. Je nach Display schwankt das kompatible Frequenzband zwischen 35 bis 90 Hertz oder sogar nur 40 bis 60 beziehungsweise 48 bis 75 Hertz, was den Nutzen von Freesync mitunter einschränkt.

04:05
AMD Freesync: Der Vorteil dynamischer Bildwiederholfrequenz im Video

Der findige User "OC_Burner" (bei dem ich mich vorab für seine Arbeit bedanken möchte) aus dem 3D-Center- und PCGHX-Forum hat einen Weg gefunden, wie sich die minimale Bildwiederholfrequenz, bei der der Freesync funktioniert, absenken lässt. Je nach verwendetem Monitor können die Ergebnisse allerdings schwanken und potenziell auch für Bildfehler sorgen. Wir haben den Trick in der Redaktion mit dem Asus MG279Q ausprobiert, da dieser Monitor laut Forenberichten besonders gut für diese "Untertaktung" geeignet ist – und potenziell auch übertaktet werden könnte (dazu später mehr).

AMD-Freesync-Tuning: Minimale Bildwiederholfrequenz absenken

Um die kompatible Freesync-Range einzustellen, ist ein wenig Vorarbeit nötig. Wichtigste Voraussetzung ist natürlich ein kompatibler Monitor und eine entsprechende Radeon-GPU. Zudem benötigen Sie, um die Änderungen vorzunehmen, drei kleine Tools, namentlich: Phoenix EDID Designer, EnTech Monitor Asset Manager sowie EnTech softMCCS. Diese drei Werkzeuge finden Sie kostenlos bei den Kollegen von Prad.de zum Download. Neben der nachfolgenden Anleitung in Textform finden Sie in der Bildergalerie die Kurzform zusammen mit Screenshots.

So funktioniert die Bildausgabe mit einem herkömmlichen Monitor. Quelle: PC Games Hardware So funktioniert die Bildausgabe mit einem herkömmlichen Monitor. Als erstes öffnen Sie nun softMCCS, um die EDID Ihres Geräts extrahieren zu können. Dazu wählen Sie links oben im Menü das gewünschte Display aus. Sollten Sie mehrere Monitore angeschlossen haben, stellen Sie sicher, das korrekte Display selektiert zu haben. Mit einem Klick auf "File" erreichen Sie nun den Dialog "Save EDID as…". Speichern Sie die Datei im Format "*.dat" und geben dieser einen eindeutig identifizierbaren Namen. SoftMCCS können Sie nun schließen.

Im nächsten Schritt öffnen Sie die soeben gespeicherte "*.dat"-Datei mit dem Phoenix-EDID-Designer. Die auftauchende Warnung können SIe mit einem Klick auf "Ja" abhaken. Klicken Sie auf den Stift in der Aktionsleiste des Programms, um die EDID modifizieren zu können. Klicken Sie dann auf den Reiter "Detailed Timings". Dort finden wir die für uns interessanten Parameter. Wählen Sie nun den passenden "Descriptor Block", sodass Sie Zugriff auf das Bedienfeld "Monitor Range Limits" bekommen. Um die minimale Freesync-Frequenz anzupassen, muss der Wert "Min V. Rate (Hz)" modifiziert werden.

Aufgepasst: Je nach Monitor ist hier nicht jeder beliebige Wert praktikabel und funktionsfähig. Unser Testgerät in der Redaktion, ein Asus MG279Q kommt hier mit 31 als geringstem Wert zurecht. Noch kleinere Parameter sorgen für drastische Bildfehler im 3D-Betrieb. Hinzu kommt, dass es stets eine gewisse Serienstreuung gibt. Ein anderer MG279Q mag sogar zu 30 Hertz noch kompatibel sein, während ein anderer bei 33 Hertz "dicht macht". Eine Garantie ist nicht gegeben. Sehen Sie die das "Freesync-Underclocking" also analog zum früheren Downsampling (ohne DSR oder VSR) an. Hier eignete sich auch nicht jeder Monitor gleich gut oder überhaupt.

Nachdem Sie den gewünschten Minimalwert festgelegt haben, können Sie die EDID wieder als "*.dat" speichern und an einer Stelle ablegen, die Sie auch wiederfinden, beispielsweise einfach dem Desktop. Damit die neue Version auch funktioniert, müssen Sie nun noch die EDID per Texteditor öffnen, um die passende Struktur wiederherzustellen, dies sich durch die Bearbeitung verändert hat. Im Texteditor müssen Sie in der zweiten Zeile an der vierten Stelle den Wert "03" in "04" ändern. In der letzten Zeile muss der letzte Wert zudem noch um eins abgesenkt werden. Es gilt die Formel "X-1". Beispiel: Steht dort "23", so muss dieser in "22" geändert werden. Der eine oder andere Anwender mag nun sagen: Moment mal, bei mir stehen da aber Buchstaben, was mache ich jetzt? Ebenso vorgehen: Aus "AC" würde entsprechend "AB" werden. Speichern Sie nun die Datei ab.

Freesync sorgt hingegen für eine saubere, ruckelfreie Bildausgabe. Quelle: PC Games Hardware Freesync sorgt hingegen für eine saubere, ruckelfreie Bildausgabe. Als nächstes rufen wir die gerade gespeicherte *.dat"-Datei mit dem Monitor-Asset-Manager auf. Dort lässt sich dann unter dem Punkt "Vertical Scan Range" nachlesen, ob die Modifikationen geklappt haben oder nicht. Die Datei wird nun erneut abgespeichert, diesmal per "Create INF…"-Befehl, welcher sich im "File"-Menü links oben findet. Abschließend öffnen wir die gerade erstellte Datei mit dem Texteditor und tragen unter "PRODUCTID=…" Den gewünschten Namen ein. Dieser sollte nicht zu lang sein und muss in Anführungszeichen stehen, Beispiel: PRODUCTID="Asus MG279Q 31 bis 90 Hz".

Nun ist der modifizierte Treiber erstellt und wir sind fast fertig. Zunächst ist ein Neustart von Windows notwendig um die erzwungene Treibersignatur zu deaktivieren. Erreichen lässt sich das am einfachsten per "Shift-Linksklick" aus den "Ein/Aus"-Knopf von Windows. Nach dem Neustart führen wir einen Rechtsklick auf den Desktop aus und öffnen die Monitoreinstellungen. Dort navigieren wir zum Tab "Treiber", "Eigenschaften" und wählen die Schaltfläche "Treiber aktualisieren". Anschließend suchen wir auf dem PC nach vorhandener Treibersoftware und geben den Ordner an, in dem wir vorab unsere modifizierten Dateien abgelegt haben. Per Klick auf "Aus einer Liste von Grafiktreibern auf dem Computer auswählen", gelangen wir zu unserem angepassten Treiber. Windows warnt nun, dass die Signatur nicht verifiziert werden konnte. Wir ignorieren diese Meldung und installieren die Software dennoch. Nach einem erneuten Neustart können wir ausprobieren, ob das modifizierte Frequenzband auch greift.

Am einfachsten geht dies meiner persönlichen Einschätzung nach mit Battlefield 4 auf der Map "Test Range". Laden Sie die Karte und öffnen Sie die Konsole per "^"-Taste. Dort geben Sie den Befehl "Gametime.MaxVariableFps XX" ein. "XX" Steht dabei für die gewünschte Fps-Rate. Nachdem ich die minimale Frequenz bei meinem Testgerät auf 31 Hertz gesenkt habe, trage ich dort den Wert "31" ein. Die Fps sind nun bei 31 gelockt. Bewegt man sich nun etwas auf der Karte, kann man subjektiv schnell feststellen, ob der Trick geklappt hat oder nicht. Besonders gut erkennt man es meiner Meinung nach bei Punkt A, wenn man die große graue Wolke in der Skybox betrachtet. Dort fällt Tearing besonders schnell auf – ist keines vorhanden, wird der neue Hertz-Wert korrekt dargestellt.

AMD-Freesync-Tuning: Maximale Bildwiederholfrequenz erhöhen

Es ist übrigens auch möglich, die obere Grenze des Freesync-Limits auszuhebeln. Diese liegt bei unserem Testgerät ab Werk bei 90 Hertz. Damit das klappt, müssen Asus' vordefinierten Timings angepasst werden. Die Angelegenheit ist etwas komplizierter als das Absenken der minimalen Framerate, im Großen und Ganzen aber doch schnell erklärt. Wichtig ist, dass wir ein zusätzliches Tool benötigen, das "Custom Resolution Utility" von ToastyX.

Die nötigen Parameter zum Erhöhen der oberen Freesync-Grenze Quelle: OC_Burner Die nötigen Parameter zum Erhöhen der oberen Freesync-Grenze Dieses Werkzeug benutzen wir, um die passenden Parameter ausrechnen zu können, die wir für unsere gewünschte Auflösung und maximale Bildwiederholfrequenz benötigen. Dazu erstellen wir die Auflösung im CRU, etwa 2.560 × 1.440 @ 100 Hertz. Unter Detailed Resolution finden wir dann alle wichtigen Werte, die wir in unseren Eigenbau-Treiber übertragen. Dazu öffnen wir die passende "*.dat"-Datei mit dem Phoenix EDID Designer und suchen in Block 2 oder Block 3 nach den Einstellungen "Timings". Nun geben wir die vom CRU-Tool ausgegeben Werte "Pixel Clock", "Front porch", "Sync Width" und "Blanking" entsprechend ein. Abschließend die Datei speichern und genau so vorgehen wie bisher (Neustart, etc.). Nun sollte auch die maximale Refresh-Rate an den neuen Wert angepasst sein.

Auch hier gibt es wieder keine Garantie, dass großes Tuningpotenzial vorhanden ist. Dies ist je nach Monitor durchaus unterschiedlich. Falls die neue Maximalfrequenz nicht kompatibel ist, kann es sein, dass der Catalyst-Treiber die Freesync-Funktion vollkommen verschluckt, Bildfehler sind ebenfalls möglich. In beiden Fällen überschreiben Sie den modifizierten Treiber wieder mit dem Original. Unser Testgerät hat bei einer Minimal-Rate von 31 Hertz ein oberes Limit von 110 Hertz mitgemacht.

AMD-Freesync-Tuning: Fazit

Alles in allem sind die Tuningmaßnahmen zu AMDs Freesync-Technologie ein interessantes Thema. Der Realnutzen von Freesync-Bildschirmen steigt subjektiv gesehen deutlich an, es macht eben schon einen Unterschied, ob dynamische Bildwiederholfrequenzen erst ab 35 oder gar 40 Hertz greifen oder eben schon bei 31 Hertz. Mit einem oberen Limit von 110 Hertz konnten wir das Freesync-Fenster insgesamt um 24 Hz erhöhen. Was wir aufgrund fehlender Langzeittests noch nicht einschätzen können, ist, ob der Scaler oder andere Komponenten im Monitor eventuell Schaden nehmen können. Wir möchten daher an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass jegliche Arbeiten auf eigene Gefahr entstehen und PC Games Hardware keine Haftung übernehmen kann, sollten irgendwelche Schäden entstehen.

Bildergalerie

    • Kommentare (58)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von DKK007 Trockeneisprofi (m/w)
        AW: AMD Freesync-Tuning: Bildwiederholfrequenz absenken oder erhöhen - Auf eigene Gefahr

        Zitat von Leitwolf200
        Jo kanner mich wunderts das soviele Prob. damit haben.

        Hatte jetzt schon einige Freesync Monitore und alle haben sich auf 35Hz drücken lassen bei manchen gabs dann aber leider Syncflickering da muss man halt nen Syncspot finden wo es nicht mehr auf tritt.
        Kannst du eventuell mal beschreiben, woran man dieses "Syncflickering" erkennt und wie das aussieht.
        Ich habe meinen iiyama jetzt schon auf 30 Hz gedrückt. FreeSync / GSync Compatible Tuning.
      • Von DKK007 Trockeneisprofi (m/w)
        AW: AMD Freesync-Tuning: Bildwiederholfrequenz absenken oder erhöhen - Auf eigene Gefahr

        Zitat von Leitwolf200
        Jo kanner mich wunderts das soviele Prob. damit haben.

        Hatte jetzt schon einige Freesync Monitore und alle haben sich auf 35Hz drücken lassen bei manchen gabs dann aber leider Syncflickering da muss man halt nen Syncspot finden wo es nicht mehr auf tritt.
        Kannst du eventuell mal beschreiben, woran man dieses "Syncflickering" erkennt und wie das aussieht.
        Ich habe meinen iiyama jetzt schon auf 30 Hz gedrückt. FreeSync / GSync Compatible Tuning.
      • Von DARPA Volt-Modder(in)
        AW: AMD Freesync-Tuning: Bildwiederholfrequenz absenken oder erhöhen - Auf eigene Gefahr

        Warum bei einer Range von 70-144 Hz überhaupt modifizieren? Da greift doch schon LFC.
      • Von Leitwolf200 Software-Overclocker(in)
        AW: AMD Freesync-Tuning: Bildwiederholfrequenz absenken oder erhöhen - Auf eigene Gefahr

        Jo kanner mich wunderts das soviele Prob. damit haben.

        Hatte jetzt schon einige Freesync Monitore und alle haben sich auf 35Hz drücken lassen bei manchen gabs dann aber leider Syncflickering da muss man halt nen Syncspot finden wo es nicht mehr auf tritt.
      • Von Cleriker Kokü-Junkie (m/w)
        AW: AMD Freesync-Tuning: Bildwiederholfrequenz absenken oder erhöhen - Auf eigene Gefahr

        Ich bin über deine Frage etwas verwundert. Wenn du den Wert manuell herunter gesetzt hast, so kannst du ihn doch auch genau so wieder anheben, oder?
      • Von Berkant06 Schraubenverwechsler(in)
        AW: AMD Freesync-Tuning: Bildwiederholfrequenz absenken oder erhöhen - Auf eigene Gefahr

        Hey Leute,

        ich brauche unbedingt Hilfe. Ich habe meine Monitor Herzzahl heruntergeschraubt und habe seitdem nur Probleme.

        Problem 1: Wenn ich Windows starte, kommt kurz vor der Anzeige meines Desktops ein Grafikfehler ( Pixel Streifen, 2-3 Stück), diese Fehler gehen danach weg.
        Problem 2: Die Lüfter meiner Grafikkarte drehen so 3-5 Sekunden auf 100% und danach wieder herunter

        Monitor 1 (der modifiziert wurde): Samsung c24fg70fqu ( Normal 70 - 144 hz, versucht: 60 - 144hz)
        Monitor (unmodifiziert): Benq Gl 2250

        Meine Frage: Wie kann ich meine alten Einstellungen wiederherstellen und habe ich beim Übertakten meine Garantie verloren? Ich möchte den Monitor nämlich nach Samsung schicken, da dieser ein Firmware Update bekommen soll.

        Ich bedanke mich über jede Antwort und Hilfe!

        MfG
        Berkant
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